Taubenzucht
Die Taubenzucht ist eine Art der Beschäftigung mit Tieren, die nun schon seit mehreren Jahrtausenden besteht. Die Taube ist wohl das älteste gefiederte Haustier der Menschheit, kann sie doch dauerhaft an eine feste Behausung gewöhnt und trotzdem völlig frei gehalten werden.
Doch ist der Antrieb, der einen Menschen dazu bewegt dies zu tun, ein völlig anderer geworden. Während in früheren Zeiten der Nutzgedanke (Fleisch und Dung) im Vordergrund stand, hat sich die Taubenzucht in der heutigen Zeit, bis auf wenige landwirtschaftliche Ausnahmen, ganz zur Freizeitbeschäftigung einer aus allen Schichten der Bevölkerung stammenden Interessengemeinschaft entwickelt.
Trotzdem es „nur“ eine Freizeitbeschäftigung ist, oder gerade deshalb, scheint es notwenig, sich einige grundlegende Voraussetzungen zu Beginn einer Taubenzucht anzueignen.
Die hier dargelegten Einzelpunkte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und beziehen sich auf Erfahrungen mit süddeutschen Farbentauben. Für andere, der nahezu 400 im Deutschen Rassetauben-Standard anerkannten Rassen können, nein, müssen zum Teil völlig andere Voraussetzungen zur Zucht und Haltung geschaffen werden.
Es handelt sich um einen kleinen Leitfaden, der nur stichwortartig wichtige Aspekte der Taubenhaltung und -zucht anführt. Tiefer gehende Hinweise findet man in der zahlreichen Fachliteratur sowie bei Gesprächen mit Züchtern.
Nachdem Sie wirkliches Interesse an der Taubenhaltung und -zucht haben, müssen sie aber Folgendes noch bedenken:
- Tauben sind Lebewesen, die jeden Tag versorgt sein müssen. Auch während der Urlaubszeit!
- Neben den einmaligen Kosten zu Beginn der Taubenhaltung, verursachen Tauben auch laufende Kosten
Wo möchte ich meine Tauben halten?
Grundlegend muss man sich Gedanken machen, wo man seine Tauben halten möchte. Der Taubenschlag kann in einem bereits bestehenden Gebäude (Gartenhaus, Geräteschuppen), einem Neubau oder in einer Gemeinschaftszuchtanlage des örtlichen Kleintierzuchtvereins untergebracht sein.
Auf jeden Fall sind im Vorfeld eventuell mit den Nachbarn und der örtlichen Baubehörde Gespräche zu führen, um sich unliebsame Erfahrungen und Enttäuschungen zu ersparen.
Für die Größe kann gelten, dass pro Quadratmeter Schlagfläche etwa 1,5 Zuchtpaare gehalten werden können. Bei einer Schlaggröße von etwa 4 x 3 m, also 12 Quadratmeter, können etwa 18 Paare gehalten werden.
Für die Jungtiere muss zusätzlich Platz eingerechnet werden, oder pro Quadratmeter nur ein Zuchtpaar als Bemessungsgrundlage genommen werden.
Ideal ist es, wenn die gesamte Schlagfläche geteilt wird, und zwar 2/3 Zuchtschlag und 1/3 Jungtierschlag, in den die abgesetzten Jungtiere gesetzt werden können.
Der Taubenschlag kann aus Holz oder Stein gebaut sein und kann mit etwas handwerklichem Geschick selbst gebaut werden. Ebenfalls bietet der Fachhandel fertige Schlaganlagen in allen Größen an.
Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass die Punkte wie Licht, Luft und Sonne bei der Planung genügend berücksichtigt werden.
Volierenhaltung oder Freiflug?
Alle Rassen der süddeutschen Farbentauben können im Freiflug gehalten werden, wenn es die äußeren Umstände erlauben.
Dabei ist es sinnvoll, die Tauben hungrig nur stundenweise aus dem Schlag zu lassen, um keine unnötigen Verschmutzungen zu verursachen und die Tauben nicht zu „Dachhockern“ verkommen zu lassen.
Die heute übliche Haltungsform ist jedoch der Schlag mit vorgebauter Voliere (Flugkäfig), die eigentlich nicht zu groß sein kann. Auch hier kann man sich an die Größenberechnung wie beim Taubenschlag halten.
Als besonders wichtig ist anzusehen, dass die Draht-Maschenweite so gewählt ist, dass keine Vögel und Schadnager (Mäuse, Ratten usw.) eindringen können.
Welche Schlageinrichtung soll man wählen?
Zuchtschlag
Als wichtigste Einrichtungsgegenstände des Zuchtschlages sind die Nistzellen anzusehen. Sie sollten etwa eine Größe von 50 x 40 x 30 Zentimeter (Breite x Höhe x Tiefe) haben. Wenn in der Nistzelle ein Zwischenboden in etwa 20 Zentimeter Höhe angebracht wird, ist es ideal. Auf diesem Zwischenboden wird dann auch das erste Gelege bebrütet und bis etwa zum 10. Tag aufgezogen. Danach stellt man diese Nistschale auf den Zellenboden und auf den Zwischenboden eine neue Nistschale für das zweite Gelege. Pro Zuchtpaar reicht eine solche Nistzelle aus.
Die Vorderfront ist üblicherweise zur Hälfte abgedunkelt, was dem Naturell unserer Tauben als Nachfahren der Höhlenbrüterin Felsentaube (Columba livia) entgegenkommt.
Weitere Einrichtungsgegenstände im Zuchtschlag sind die Sitzgelegenheiten, idealerweise Einzelsitzplätze. Der Fachhandel bietet so genannte Dachreiter oder die platzsparenden Sitzregale an.
Jungtierschlag
Im Jungtierschlag sind nur Sitzgelegenheiten anzubringen, die bereits im Zuchtschlag Verwendung finden.
Allgemeine Einrichtungsgegenstände
Folgende Einrichtungsgegenstände sind für jeden einzelnen Schlag vonnöten:
- Futtertrog in ausreichender Länge
- Tränke
- Behälter für Grit und Taubenstein
Alle diese Gerätschaften können mit etwas Geschick selbst hergestellt werden, werden aber üblicherweise beim Fachhandel, der dies alles in mannigfaltiger Ausführung anbietet, bezogen.
Darüber hinaus sind eine Bodenspachtel, ein Besen sowie ein Handbesen und -schaufel zur Reinigung wichtig.
Was kostet die Rassetaubenzucht?
Die Haltung und Zucht von Rassetauben ist für jeden Interessenten erschwinglich, da sie von jedem nach seinen eigenen Vorstellungen und materiellen Möglichkeiten ausgeübt werden kann.
Züchterische Erfolge sind keinesfalls von der Größe der Zucht, also der Anzahl der Zuchtpaare abhängig, so dass keine pauschalisierenden Kosten angeben werden können. Da die Kosten für den Taubenschlag und dessen Einrichtung als einmalige Ausgaben angesehen werden müssen, lassen sich in etwa nur die laufenden Futterkosten darstellen:
Eine süddeutsche Farbentaube benötigt etwa 25 Gramm Futter pro Tag. Nach den üblichen Futtermittelpreisen (ca. 25 DM (12,78 €) / 25 kg Mischfutter) entstehen etwa tägliche Futterkosten von 3 Pfennig pro Taube und Tag.
30 süddeutsche Farbentauben verursachen in etwa 0,90 DM (0,46 €) Futterkosten pro Tag oder 27 DM (13,80 €) pro Monat.
Zusammenfassung
Wie man sieht, gehört auch im Hobby „Taubenzucht und -haltung“ einiges zu beachten. Jeder muss und kann für sich entscheiden, in welchem Rahmen er dieser schönen Freizeitbeschäftigung nachgehen will.
Da es keine Standardlösung gibt, entwickelt jeder für sich die seinen Möglichkeiten entsprechende Ideallösung.
Wilhelm Bauer